Das war er also, der erste Wintereinbruch im Norden. Letzte Nacht gab es in Bremen den ersten Schnee und Temperaturen um den Gefrierpunkt.
Diese Nacht war zumindest Umsatz-technisch tote Hose in Bremen. An jedem Taxi-Halteplatz standen 4-6 Taxen, während der Bord-Computer vermeldete, das an jedem Taxiplatz innerhalb einer Stunde nur 1-2 Fahrten losgingen. Ich selbst, habe mein Glück am Taxistand „Lüneburger Straße“ ausprobiert, dieser befindet sich an der St.-Jürgen-Str. im „Viertel“, direkt an den Straßenbahnhaltestelle der Linien 2,3 und 10. Nachdem Ich 50 Minuten lang im Wagen saß und sich absolut nichts tat, beschloss ich eine Cola beim Werder-Imbiss nebenan zu ordern.
Mein Trinkgeld lag bis dahin bei 6,80 Euro. Während ich gedankenversunken meine Cola trank, positionierte sich ein Obdachloser mit einem alten Netto-Einkaufswagen voller persönlicher Habseligkeiten einige Meter neben mich. Ich habe dem zunächst keine Beachtung gegeben, bis mir dann dämmerte, dass der Mann womöglich an meiner Pfandflasche interessiert sein könnte. Ich musterte den Mann und war mir danach sicher, dass er direkt neben dem Mülleimer brav stand und geduldig nur auf diese Flasche zu wartete.
Ich bestellte Pommes und eine Bratwurst. Dann ging Ich direkt zu Ihm, gab Ihm das Essen, die Pfandflasche und mein restliches Trinkgeld. Er schaute mich nur wortlos an. Ich ging zurück zum Taxi, dann rief er mit zittriger Stimme hinterher:
– Warum?
– Was meinst du?
– Warum…machst du das?
– Hm….warum denn nicht? Dir ist kalt, das Geld hast du bestimmt mehr nötig als Ich und hungrig siehst du auch aus.
– Ja, danke…aber warum machst du das?
– Ich verstehe die Frage nicht, ich habe es doch gerade erklärt?
– Ich meine, du bist Taxifahrer, ich habe einen Freund der fährt auch Taxi. Ihr habt doch alle auch kaum Geld und könnt euch selbst kaum über Wasser halten.
– Naja…solange ich genug für die Miete und einen Döner habe, ist das für mich ausreichend. Und wenn ich etwas übrig habe, dann sehe ich keinen Grund, es nicht zu spenden.
– Machst du irgendwas ehrenamtliches oder so?
– Nein, eigentlich nicht.
– Ich verstehe das nicht! So etwas nettes hat scho lange keiner mehr für mich getan!
– Es ist nicht nett, es ist eigentlich die Pflicht eines jeden Menschen, anderen zu helfen! Machen wir doch jetzt bitte kein großes Ding daraus. Ich wünsche dir einfach einen guten Hunger.
– Nein, nein, du verstehst das nicht! Die anderen machen so etwas nicht! Die anderen sehen mich nicht als Mensch, sondern nur als ein Stück Müll…
– Ich bin sicher, dass das so nicht stimmt…
– Doch, doch! Vorhin wollte ich mein Nachtlager bei der Sparkasse da drüben aufmachen (er zeigte auf die Bank-Filliale auf der anderen Straßenseite) und als ich mich gerade
hinlegen wollte kam so ein Typ! Und dieser Typ, der schrie mich an, ich solle verschwinden und er spuckte auf mich! Dann stieg er in sein Auto und fuhr weg…ich glaube das war ein Porsche oder so, der hatte jedenfalls viel Geld…
Ich hatte keine große Zeit mir eine Antwort zu überlegen, denn mein Taxi-Computer vermeldete in dem Moment einen Fahrauftrag für mich. Ich wünschte den Mann eine gute Nacht und machte mich auf dem Weg.
Und wenn ich dann überlege, dass nur ganz wenige Prozent der Bevölkerung über die Hälfte des Vermögens besitzen (auch in Deutschland) – und es eigentlich nur ganz wenig bräuchte, damit alle genug haben …
Danke, dass du so denkst.
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Danke Dir für sowas.
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Hat dies auf Eddchen's Life unplugged rebloggt und kommentierte:
Ich danke diesem Taxifahrer. Ich verstehe auch die Verwirrung des Obdachlosen.
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Haste super gemacht! Ist schön das Du Mensch bist und ein Herz für andere hast.
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Und es geht so schnell und Du bist ganz unten! Ich war fast ganz unten, mich hat nur mein Wille und ein damals guter Freund gerettet. Der hatte einen Wohnwagen wo ich den Winter drin verbracht habe. Ich danke meiner Ex- Frau das sie es möglich gemacht hat mir selbst zu beweisen was ich kann und was nicht….Okay, das letzte war jetzt etwas Sarkastisch!
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