# 17 – Könige des Abschaums

Samstag, 4:12 Uhr

Taxiplatz „Am Brill“, ein junger Mann ende zwanzig steigt ein.

– Moin, fahr mich mal zum Niedersachsendamm

– Kein Problem, bei dir alles klar?

– Wieso?

– Siehst ziemlich fertig aus

– O man, sieht man mir das so sehr an?

– Etwas

– Das ist die scheiß Arbeit die mich fertig macht

– Arbeitest du hier an der Schlachte?

– Ja, bin servicekraft, laufe zig stunden täglich und bringe die Getränke…

– Sicherlich ein harter Job

– Hart? Das ist ein Ausdruck, ich arbeite jetzt 13 Tage am Stück

– Warum das?

– Weil es an Personal fehlt

– Will es keiner machen?

– Ja vermutlich, es ist auch knochenharte arbeit. Ich dachte am anfang „paar getränke
schleppen und mit den gästen rumwitzeln, kann ja nicht schwer sein.“ Von wegen! Richtige drecksarbeit ist das, ich hasse es echt, aber brauche die Kohle. Aber weißte was das schlimmste ist?

– Was denn?

– Junge Erwachsene, gerade mal über 18 oder so! Die denken die haben den großen Plan vom Leben. Am schlimmsten sind die Gruppen! Junge Frauen oder Mädels die in rudeln auflaufen, sich richtig besaufen, unverschämt sind und dann gönnerhaft mit Ihren 50 Euro-Schein wedeln und denken sie hätten die Kneipe vor der Pleite bewahrt. Dann geben die kein Trinkgeld, scheuen dich rum, sind rotzfrech und führen sich auf wie ein König. Das sind Könige des Abschaums!

/// In eigener Sache: Bin nun im Urlaub und es wird daher keine Beiträge geben

# 16 – Wodka & Badewanne

Winker in der Gastfeldstraße. Ein junger Mann, mitte zwanzig, steigt ein. Er telefoniert mit dem Handy:

– Ich hab mir grad ein Taxi geholt, bin in 10 Min bei dir…warte mal eben … Herr Fahrer, fahr mich mal nach Habenhausen … haste die Weiber klargemacht? … Kommt Sara auch? … Klar, ist ne geile sau, die leg ich garantiert flach, willste mit mir drum wetten?  … Hast genug alk? Oder soll ich noch Wodka oder so mitbringen? … Alles klar, bis gleich, das wird ein scheiß geiler Abend!

Mit einem zufriedenen grinsen legt er auf. 2 Minuten später klingelt sein Handy erneut:

– Hey Schatz, na wie läufts da bei dir im Spätdienst? … Bei mir? Och naja, ich sitz grad zu haus und denk grad an dich … Ich werd mich gleich in die Wanne legen oder so …
ja klar fehlst du mir auch … ich wünsch dir viel spaß noch, liebe dich, bye

# 15 – Kompliziert

Funkauftrag zu einer Bar in der Innenstadt. Ein Mann und Frau (beide um die dreißig) steigen ein. Er sagt:

– Fahren wir nun zu mir?

– Ja können wir, aber bild dir da mal nichts drauf ein

– Neee, keine Bange. Herr Fahrer, einmal zur Dötlinger str.!

– Ich meins ernst, ich bin nicht so eine, die noch am ersten Abend mit nem Typen ins Bett springt!

– Schon verstanden, ehrenwort, ich mach nix! Da wäre aber noch eine Sache…

– Was denn?

– Nicht das du dich gleich wunderst, da liegen paar Frauenklamotten in der ganzen Wohnung verteilt

– Wie jetzt, du hast ne Freundin?

– Ja…also eigentlich nein. Das ist kompliziert

– Was ist daran kompliziert??? Hast du jetzt eine oder nicht?

– Die Sachen gehören meiner ex! Mit Ihr läuft nichts mehr…

– Und warum liegen dann Ihre Klamotten bei dir rum?

– Weil Sie nicht alles abgeholt hat…. Weil sie es noch nicht sicher weiß, ob sie
das alles wirklich will… ich sag ja das ist kompliziert

– Du verarscht mich doch….wehe du verarschst mich…

– Nein, nein! Ich erklär dir alles morgen. Und jetzt gib mir mal einen Kuss und
lass uns den Abend genießen.

# 14 – Ungleiches Paar

Funkauftrag nach Osterholz-Tenever, in eines der Hochhäuser an der Otto-Brenner-Allee.
Vor dem Hauseingang steht ein junges Paar und küsst sich innig.

Ich warte paar Sekunden, schalte erstmal in ruhe das Licht aus und danach den Motor – sollen Sie sich ruhig voneinander verabschieden.

Gefühlt waren es 5 Minuten, in wirklichkeit eher 30 sekunden, als dann das junge Mädel bei mir einsteigt. Ihr Freund reicht mir einen 50ger und fügt hinzu:

– Fahren Sie sie bitte nach Oberneuland, in die XY-Straße und entschuldigen Sie bitte vielmals für das warten

– Ach kein Stress, es ist doch nett euch beiden zuzusehen, so ein junges, glückliches Pärchen. Gerade frisch verliebt?

– Ja, allerdings gibts Probleme

– Unmöglich, so wie Ihr euch eben verabschiedet habt…

– Ne, nicht zwischen uns. Ihre Eltern wollen das nicht, und raten Sie mal weshalb

– Keine Ahnung…

– Na schauen Sie sich doch mal um. Wir sind hier im Ghetto, im perspektivlosen tristen Tenever mit grauen Blöcken und meine Freundin wohnt im feinen Villenviertel. Ihre Eltern verbieten uns den Kontakt! Wäre alles sicher anders, wenn ich dort im Bonzenviertel wohnen würde!

# 13 – Nackter Mann

Samstag, 2:43 Uhr

Unterwegs „Am Wall“ (für nicht-bremer: Eine Straße entlang eines Parks „Wallanlagen“)

Mein Fahrgast sagt:

– Haben Sie das gesehen?

– Was denn?

– Dort drüben im Park, geht ein nackter Mann mit nem Hund spazieren, der hat nur ne Unterhose an!

– O ja, wirklich…

– Was ist denn mit dem los? Dem muss doch kalt sein?

– Keine Ahnung, die Stadt wird halt immer verrückter…

# 12 – Hackedicht

Taxiplatz Discomeile, 2 junge Damen und 1 Herr steigen ein. Die Dame, die sichtlich am meisten getrunken hat, poltert nach wenigen sekunden los:

– So ein scheiß Abend, Ihr seit doch alles langweiler! Ich hatte keinen Spaß mit euch!

– Aber du hattest am Abend mit Abstand am meisten Spaß gehabt…

– Neee, ich wollte tanzen, und nix war mit tanzen!

– Du hast doch den ganzen Abend getanzt

– Ne, ich hab schwarze Füße!

– Weil du die Schuhe zum tanzen ausgezogen hast

– Boah, scheiße, ich bin so hackedicht…und um 12 kommt mein Typ, wie erklär ich dem das?

– Welcher Typ?

– Na, mein Freund!

– Du hast doch gar keinen Freund

– Hab ich nicht? Aber wer kommt morgen um 12?

– Ich glaube du meinst den Typen von Kabel Deutschland, der dir dein Internet machen soll

– Weißte was du klugscheißer, ich brauch dich nicht. Herr Taxi, sofort anhalten, ich gehe zu Fuß!

# 11 – One-Night-Stand

Einsteiger am Taxiplatz Discomeile. Ein junger Mann und eine junge Frau (beide anfang zwanzig) steigen ein. Als Fahrtziel wird die Neustadt genannt, anschließend fragt er seine Begleiterin:

Sagmal, nimmst mich gleich mit hoch?

– Hmmm, ich weiß nicht

– Warum?

– Ja, nee wir kennen uns doch erst seit paar Stunden

– Aber der Abend war doch nett? Wir waren tanzen, ich hab dir paar Getränke ausgegeben, wir haben spaß gehabt. Warum den schönen Abend nicht weiter bei dir verbringen?

– Hmmmm, neee ich weiß echt nicht so recht.

Paar Augenblicke Pause. Dann fragt er:

– Herr Taxifahrer, was meinen Sie zu dem ganzen?

– Puh, da bin ich echt überfragt. Das müsst Ihr schon unter euch ausmachen

– Hahaha, neee müssen wir zum glück nicht. Sie glauben bestimmt, dass ich das Mädel hier für ne Nacht aufreißen will, oder? One-Night-Stand, das denken Sie doch bestimmt?

– Naja, zumindest macht das gerade den Eindruck…

– Ätsch-Bätsch reingefallen! Wir sind schon seit paar Monaten zusammen und verarschen
gerne mal andere Leute!

# 10 – Knastzirkus

Ein junger Mann, mitte zwanzig steigt am Hauptbahnhof ein.

– Fahr mich zum Knast!

– JVA Oslebshausen?

– Jo! Mein Freigang ist zu ende.

– Wie lange sitzt du schon ein?

– 1 Jahr oder so.

– Dann hast du was vom Promi-Besuch bei euch mitbekommen?

– Wie meinste das?

– Die RTL-Show…

– Aso, du meinst den Koch-Futzi? Das ganze ist schon paar Monate her

– Und wie wars?

– Hahaha, das war ein Zirkus! Und vor allem lächerlich! Dieser Kochtyp war die ganze
Zeit gut abgeschirmt, im Fernsehen haben die Ihn nur mit einem Wärter gezeigt, dabei
hatte der ständig Leute um sich herum. Der hatte da richtig schiss vor allem und jedem.
Aber im Fernsehen hat er da auf dicke Hose gemacht. Aber das beste war, dass er ja ständig auf „deinen besten Freund und Kumpel“ gemacht hat! Alles nur Show und verarsche, man hat dem richtig angesehen, dass er sich für was besseres hält und
er das nur für seine Show spielt! Alles falsches Spiel für die dummen Zuschauer!

# 8 – Amsterdam

Funkauftrag nach Arsten. Ein junger Mann mit Gepäck steigt ein.

– Zum Flughafen bitte

– Kein Problem. Gehts in den Urlaub?

– Urlaub? Neee, es geht zur Arbeit.

– Sie pendeln mit dem Flugzeug zur Arbeit?

– Das hört sich jetzt extrem wichtigtuerisch an, aber ja: Jede Woche fliege ich
nach Amsterdam.

– Wirklich? Jede Woche?

– Ja, ich bleibe für 5-6 Tage und fliege dann zurück nach Bremen. Hier habe ich mein Wochenende und dann geht das Spiel wieder von vorne los.

– Was machen Sie denn in Amsterdam?

– Ich bin Koch in einem sehr exclusiven Restaurant, welches zu einer Hotelkette gehört. Und in dem Hotel schlafe ich dann auch.

– Und wer bezahlt das?

– In dem Hotel habe ich mein eigenes Zimmer, die Fahrt in Bremen mit dem Taxi, sowie den Flug zahlt auch das Hotel. In Amsterdam werde ich dann vom Hotel-Shuttle-Service abgeholt.

– Und warum pendeln Sie ständig? Warum nicht einfach auswandern?

– Auswandern nach Holland ist keine Option. Zum einem kenne ich deren Sprache nicht,
wir unterhalten uns alle auf englisch. Zum anderen ist die Stadt sehr teuer. Ich kenne da auch niemanden. Amsterdam ist eine tolle Stadt, aber: Ich bin schon immer Bremer gewesen, hier spielt sich alles ab. Freunde, Familie, Bekannte – Das alles für so nen blöden Job aufzugeben, das will ich nicht. Für kein Geld der Welt.